Vereinsgeschichte

Aus kleineren Anfängen heraus entwickelte sich die Zimmergesellschaft Steinfurth zu einem beachtlichem Verein mit heute über 150 Mitgliedern, der aus dem sportlichem, gesellschaftlichen und kulturellen Leben unseres Stadtteils nicht mehr wegzudenken ist.

Alles begann im November 1907. Nach den damaligen Satzungen der Gesellschaft fand in diesem Jahr die Gründung der Gesellschaft statt. Ganz sicher gab es in den Monaten zuvor schon erste Zusammenkünfte, so dass die eigentliche Gründung für den Monat Oktober angesetzt werden muss. In den Satzungen, die im Anhang auch eine Schießordnung erhalten und die im Jahre 1911 gedruckt wurden, heißt es im Paragraph 1: “Zweck der Gesellschaft ist es wöchentlich mindestens einmal ihre Mitglieder zu gemeinschaftlichen Schießübungen zu vereinigen und das gesellige Wesen zu fördern.”
Die erste Eintragung im noch vorliegenden Protokollbuch datiert vom 2. März 1908 und weist für das erste Geschäftsjahr einen Überschuss vom 34,95 Mark auf. Dem seinerzeitigen Vorstand gehörten laut Bericht von der im Januar 1909 einberufenen Generalversammlung an:

1. Schützenmeister: R. Bartholomeß
Stellvertreter: Johs. Gillmann
Kassier: Friedrich Volp
Schriftführer: Wilhelm Gillmann
Stellvertreter: Heinrich Thönges I.
Zeugwart: Philipp Volp

Der Beitrag betrug in der ersten Zeit eine Mark pro Jahr. Die Mitglieder der Gesellschaft waren angehalten, jährlich eine Schießübung zu absolvieren, ansonsten drohte eine Strafe von 20 Pfennigen. Als Vereinsdiener stellte sich Jean Bopp zur Verfügung.
Das erste protokollarisch festgehaltene Preisschießen, an dem jeder teilnehmen konnte, sah 12 Preis im Wert von 35 bis 40 Mark vor. Mit 20 Pfennig pro Schuss war man dabei; ein Probeschuss kostete den halben Betrag. Diese Disziplin wurde danach jährlich durchgeführt.
Beim späteren Jahresabschluss tauchte im Vorstand ein neuer Begriff auf, der des” Controlleurs”. Es gab deren zwei. Ganz sicher ist ihre Aufgabe mit der des heutigen Kassenprüfers zu vergleichen. Entsprechend heißt es dann auch in den zuvor erwähnten Satzungen im Paragraph 3:
“Der Vorstand besteht aus: 1 Schützenmeister, 1 Kassier, 1 Schriftführer, 1 Zeugwart, 2 Kontrolleur.”

Da seinerzeit keine andere Möglichkeit bestand, wurde beschlossen, den Schießbetrieb im Saal der Gaststätte “Schybsda”, später Heinrich Michel IV., in der Kellereigasse aufzunehmen. Unser ältestes Mitglied Jean Bopp erinnerte sich noch zum 75jährigem Jubiläum, dass in den ersten Jahren der Zimmerschützen-Gesellschaft beim Licht von Petroleumlampen geschossen wurde. Doch gab es kaum Möglichkeiten, sich im Schießsport mit anderen Vereinen zu messen, da im gesamten Kreisgebiet nur in Bad Nauheim, Friedberg und Butzbach Schützenvereine bestanden. Erster Schützenmeister in den Jahren 1907 und 1914 war übrigens Rudolf Bartholomeß.

In dieser Zeit, im Jahre 1910, wurden neue Statuten festgelegt. Sicher sind es die, die im Jahre 1911 von der Buchdruckerei Wilhelm Lang in Friedberg aufgelegt wurden, und die noch heute vorliegen. Als erstes gesellschaftliches Ereignis wird im Protokollbuch ein “Cappen- Abend” erwähnt, der dann jährlich stattfindet. Im Jahre 1912 beschließt man, 25 Vereinsnadeln anzuschaffen, im Jahr darauf wurden 14 Ehrendiplome verteilt. Besonderer Hinweis: die Schützen mussten diese Urkunden selbst rahmen lassen.
Während der Zeit des 1. Weltkrieges musste der Vereinsbetrieb eingestellt werden. Das Protokollbuch weist aus, dass die Jahresabschlüsse von 1914 bis 1919 laut Eintragung vom 5. Januar 1920 zusammengefasst wurden. Danach geht der Schießbetrieb weiter; der Jahresbeitrag stieg auf 10 Mark. Und es gibt wieder öffentliches Preisschießen, Kappenabende und “Bälle”. Bereits im März 1921 beschließt man einen ersten (?) Ausflug nach Münzenberg.

Von dem immer noch bescheidenen Vereinsleben zeugen zwei Eintragungen. Da heißt es im Mai 1921, das der Vereinsdiener laut Beschluss 20 – am Anfang waren es nur 10 – Mark für seine Arbeit erhalten soll und im Oktober des gleichen Jahres:” Reichert erhält für Licht pro Monat 10 Mark”. In einer außerordentlichen Generalversammlung wird der Beschluss gefasst, “die Gesellschaft in einen Verein” umzubilden. Die Eintragung “Beim Bau des Schießstandes muss jedes Mitlied zweimal in der Woche erscheinen”, lässt darauf schließen, dass die Schützen wenig später über einen Schießstand verfügten. Ganz sicher konnte das Vereinsleben in den schweren zwanziger Jahren nur unter Mühen aufrecht erhalten werden. Geld und Arbeit waren knapp und die Inflation machte sich natürlich auch “auf dem Lande” bemerkbar. So heißt es denn am 14. Januar 1923: “Der Beitrag wird um 20 Mark erhöht”. Trotz dieser Misslichkeiten wird auch das kulturelle Leben weitergeführt; die Schützen beteiligten sich an verschiedenen Feiern und Vereinsjubiläen im Ort. Anfang 1928 beschloss man, eine Schiessbeleuchtung anzuschaffen und ein Jahr später ein drittes Gewehr zu kaufen.

Mit Ende der zwanziger Jahre werden die Versammlungen monatlich eingetragen und damit erfährt man mehr vom eigentlichen Vereinsleben.
Wichtige Daten in den dreißiger Jahren sind 1933 der Beschluss, ein Banner zu kaufen und zur Fahnenweihe alle Ortsvereine einzuladen, sowie am 12. Juni 1936 die Mitteilung, “dass wir im Deutschen Schützenverband Berlin, K. K. 5, eingegliedert sind”.
Hier und da weiß das Protokollbuch auch über lustige Ereignisse zu berichtigen, wie z. B. von dem Ausflug an den Rhein im Juli 1939. An ihm nahmen 46 Personen “wie ausgelassen” teil. Am Ende ist man aber nur mit 45 nach Hause gekommen, denn “einer war verloren gegangen”.

In den folgenden Jahren machte sich der Krieg immer stärker bemerkbar. Man führt zwar im Februar 1940 noch ein neues Schieß- und Mitgliedsbuch ein, doch wird zur gleichen Zeit bemerkt, dass bereits 13 Mitglieder an der Front stehen. Danach kommt das Vereinsleben völlig zum Erliegen; zum zweiten Male in der Geschichte der Zimmerschützen.

Es dauerte lange bis zur erneuten Gründungsversammlung. Der Ausgang des Krieges sowie die Gesetze und Bestimmungen der Besatzungsmächte lassen ein Neuaufleben des Vereins nicht zu. Erst am 8. Februar 1954 kommt es zur Neugründung, bei “29 Anwesenden”. Man beginnt mit einem monatlichen Beitrag von 1,20 Mark. Geschossen wurde wieder mit Zimmerstutzen. Erst nach dem Beitritt des Vereins zum Deutschen Sportbund 1958 wurden auch Luftgewehre verwendet.
Ab 1954 beteiligen sich die Schützen mit einem Korsowagen am Rosenfest, es gibt wieder Kappen- und Familienabende und Ausflüge. Das gesellschaftliche Leben normalisiert sich.
Ende Mai 1956 wird ein elektrisches Anzeigegerät angeschafft, man feiert 1957 das 50jährige Bestehen und schafft weitere Gewehre an. Die Schützen beteiligen sich am Homburger Laternenfest mit einem Wagen. Es stehen neben dem Familienabenden auch Nikolausfeiern auf dem gesellschaftlichen Jahresprogramm. Seit 1962 nahmen die Steinfurther Schützen regelmäßig an Kreismeisterschaften und Rundenkämpfen in den Disziplinen Zimmerstutzen und Luftgewehr teil. Erst, nachdem auf Kreisebene das Zimmerstutzenschießen, das unserem Verein den Namen gab, eingestellt wurde, wird es auch in Steinfurth nicht mehr praktiziert. Statt dessen vertritt regelmäßig seit 1968 eine Luftpistolenmannschaft den Verein bei den Wettkämpfen.

Einen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte bildet zweifellos der Bau der modernen Schießanlage. Dank der Großzügigkeit des Freiherrn von Löw, der hierfür das Gelände “Am Kiesberg” zur Verfügung stellte, sowie des Verständnisses der damaligen Gemeindeverwaltung, die die erforderliche Genehmigung erteilte, konnte im Jahr 1973 mit dem Bau begonnen werden. Das in einem kleinen Wald gelegene Areal umfasst knapp 2 ha Fläche. Schon bei Beginn der Arbeiten achteten die Schützen darauf, den Strauch- und Baumbestand so wenig wie möglich zu verändern, um so die Ökologie nicht zu zerstören. Dennoch, es waren erhebliche Erdbewegungen nötig, um die Schießbahnen zu erstellen. Insgesamt wurden von den Schützen im freiwilligen Einsatz rund 4500 Arbeitsstunden erbracht. Neben einem gemütlichen Klubhaus, das 50 Sitzplätze bietet, wurden vier Kleinkaliber-, fünf Sportpistolen- sowie sechs Luftdruckwaffenbahnen geschaffen. In Selbsthilfe baute der Verein außerdem den Zufahrtsweg zur Schießanlage aus, wofür die Stadt das Material stellte. Selbstverständlich sind auf dem Gelände auch Sanitäranlagen vorhanden. Vor dem Klubhaus wurden für Zusammenkünfte im Freien ein Grillplatz und eine Hufeisen- Wurfbahn errichtet. Die gesamte Anlage ist durch einen 360m langen Zaun gesichert, bei dessen Bau in dem hügeligen und unübersichtlichen
Areal erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden waren.
Nach sechsjähriger Arbeit konnte die Schießanlage im Jahre 1979 ihrer Bestimmungü bergeben werden. Dank gebührt der Bad Nauheimer Stadtverwaltung, die 1976 den Wasser- und 1978 den Stromanschluss besorgte. Besonders eingesetzt haben sich für die Verwirklichung des Projektes neben den vielen Helfern der Sportdezernent des Wetteraukreises Alfred Jung, die Stadtverordnete Ria Steinhauer sowie der Ortsvorsteher Ferdinand Thönges.

Wie bereits zu Beginn dieser kurzen Vereinsgeschichte, zählt die Steinfurther Zimmerschützengesellschaft heute über einhundert Mitglieder. Am Schießsport betätigen sich im Jubiläumsjahr zwei Jugendgruppen, eine Kleinkaliber- Mannschaft, eine Luftpistolenmannschaft sowie zwei Sportpistolen- Mannschaften.

Nicht zu Unrecht blicken die Schützen zurück auf das Erreichte. Wenn dieser sportliche Geist der Kameradschaft und des Zusammenhaltens weiter bestehen
bleiben, brauchen sich die Zimmerschützen um die Zukunft und den Bestand ihres Vereins keine Sorgen zu machen.

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Letzte Aktualisierung: 13. March 2001 16:21